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Ausflug nach Ifakara

Ich wusste gar nicht mehr, wie anstrengend und adrenalinreich Überlandfahrten in Tanzania sind. Da sieht man einmal wieder, wie nicht ganz so spannende Ereignisse doch recht schnell verdrängt werden…

Dienstag morgen letzter Woche um 3 Uhr ging es los. Mein Wecker klingelte zu einer Uhrzeit jenseits von gut und böse. Kurz vor 4 Uhr wurde ich vom Taxifahrer meines Vertrauens abgeholt und um 5 saß ich dann im Bus. Um 7 Uhr ging es endlich los. 6-8 Stunden waren von meinen tansanischen Kollegen anvisiert. Im Endeffekt sind wir um 17 Uhr in Ifakara gelandet. Durchgeschüttelt, verschwitzt und leicht dehydriert, denn wir haben mal wieder nur einen Pippi-Stopp eingelegt, was bedeutet, dass ich die Flüssigkeitsaufnahme drastisch reduzieren musste.

Schon beim Einstieg in den Bus wusste ich, dass ich meinen Platz teilen würde. Erica neben mir hat mich zwar freundlicherweise ans Fenster sitzen lassen, dafür aber auch die Hälfte meines Sitzes mit beansprucht und kurz nach der Abfahrt ganz gemütlich an meiner Schulter ein Nickerchen gemacht. Beinfreiheit null, Kopf anlehnen nicht möglich, weil Rückenlehne zu kurz und on top ein Busfahrer, der mir eine vergnügliche und adrenalinreiche Fahrt beschert hat. Aber: wir sind heil angekommen, das ist die Hauptsache.

Besonderes Highlight auf einer Fahrt gen Westen ist, dass man den Mikumi-Nationalpark durchquert und vom Bus aus Elefanten, Zebras, Giraffen und anderes weniger spektakuläres Wild vors Auge bekommt.

Unfassbar hingegen macht mich dann, dass man im Bus zwar einen Mülleimer hat, den aber kurzerhand während der Fahrt im Ruaha-River entleert. So geht Abfallentsorgung!

Auch der Rückweg war spannend. Dieses Mal ein Dreisitzer…Niemals nicht, werde ich den Gangplatz wieder wählen…zwar hatte ich immense Beinfreiheit, die habe ich aber damit bezahlt, dass ich zur Hälfte in der Luft hing und ich mich mit meinem linken Arm ständig auf der gegenüberliegenden Seite versucht habe abzustützen.

Karibu Nyumbani
Ifakara – Ein kleines Städtchen, staubig, heiß, aber total entspannt. Es wäre fast Urlaubsfeeling aufgekommen, wenn nicht mein geliebtes Meer gefehlt hätte. Ifakara ist Hauptort des Kilombero-Distrikts in Tanzania, liegt im Tal des Kilombero-Flusses, rund 400 Kilometer südwestlich von Dar-es-Salaam. Der Ort hat rund 46.000 Einwohner, Vororte eingeschlossen rund 80.000. Ifakara ist Verwaltungszentrum des Kilombero-Distrikts und wichtiges Handelszentrum für das Kilombero-Tal. Schade, dass ich zum Arbeiten hier her gekommen bin und nicht wirklich Zeit hatte die Gegend zu erkunden.

Großes Hallo dann bei Erica Zuhause: Faustin – Ericas Mann hatte ich das letzte Mal in 2009 gesehen – der Stiefsohn, samt Freunden und der ganzen Nachbarschaft. Mir scheint, halb Ifakara hat sich im Hof von Ludelas die Hand gegeben, denn nicht alle Tage sitzt da eine mzungu. Und wenn sie dann auch noch lustig swahili vor sich hin plappert, mit Faustin kocht und in der Nachbarschaft Wasser einkaufen geht, dann ist Trubel angesagt. Jeden Abend gab es lecker Fisch, Reis und Gemüse und Chachandu – eine Tomatensauce -, die so lecker schmeckt, dass ich Fisch und Gemüse nicht wirklich gebraucht hätte. Am Donnerstag haben wir dann auch den Kilombero-River angeschaut. Hm, ja, hätte ich besser nicht gesehen, weil man sich dann schon fragt, wieso man den Fisch aus dem Dreckwasser isst…und der auch noch lecker schmeckt.

Erica und ihr Familie haben auf jeden Fall dafür gesorgt, dass ich mich bei ihnen wie zuhause gefühlt habe. Übernachtet habe ich dennoch in einem kleinen Gästehaus in der Nachbarschaft. Die Aussicht mit Erica und Faustin das Bett zu teilen und quasi 24 Stunden on duty zu sein erschien mir dann doch nicht so spaßig.

 

Pole kwa kazi
Der Grund meines Ausflugs nach Ifakara war aber nicht lustig durch die Gegend zu fahren und mich satt zu essen, sondern Arbeit stand auf dem Plan. Kazi kubwa sozusagen.

Am Mittwoch und Donnerstag stand der Besuch der Sekundarschule an, die offiziell im Januar eröffnet werden und an der ab Oktober bereits die pre-form one stattfinden soll. Ich wusste, dass die tanzanische Definition, von „die Schule ist fertig und wir können mit dem Unterricht starten“, womöglich nicht ganz mit meiner übereinstimmen würde. Dennoch war ich, sagen wir mal – positiv formuliert – überrascht, wie stark das, was ich sehen musste von meiner Vorstellung abwich….ich stand quasi vor 2 Rohbauten. Wir müssen uns also ganz schön warm anziehen und auf das Nötigste kürzen, um die Schule tatsächlich planmäßig eröffnen zu können.

Aber, wenn das ganze Bauvorhaben fertig ist, also deutsch-tanzanisch fertig, wird es toll werden. 9 km von Ifakara entfernt, 2 km bis zur „besseren“ Strasse und umgeben von Cashew-Bäumen, Mango-Bäumen und Bergen. Da lässt es sich mit Sicherheit gut lernen.

Ich muss mich also weiterhin in Geduld üben, bis die Registrierung durch ist, die Anmeldeformulare fertig sind, wir nächsten Montag nochmal das Budget durchkauen und dem Bauherrn klar machen, was er bauen soll und was noch warten muss, bis wieder Geld in der Kasse ist.

Mal wieder eine harte Probe für mich, denn das, was für mich irgendwie klar erscheint, und Grundstock eines jeden Bauvorhabens ist, ist hier Neuland. Keine klare Planung, keine Budgetaufstellung und für den dann bald laufenden Betrieb keine Cash-Flow Aufstellung…Aber mit meiner Zuversicht und Beharrlichkeit und der Kreativität meiner tanzanischen Kollegen werden wir die Schule schon noch rocken! Da bin ich mir sicher.

Habari wa Tanzania – Zeit für ein Update aus Tanzania

Mittlerweile bin ich schon 3 Wochen hier. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Die zweite Woche lag ich erst mal mit Fieber flach und war nur 2 Tage am arbeiten. Der kuehle Wind – ja es ist gerade recht chilly hier – , das Runterkommen, keine Ahnung was es war. Auf jeden Fall wurde ich erst einmal gut ausgebremst…

Diese Woche war nun wieder gefüllt mit Projektarbeit. Es gestaltet sich in allen 3 Projekten ziemlich zaeh. Entweder ich komme ins Büro und man sagt mir, dass man heute nur bis 11 Uhr im Büro ist (ich bin um 10.30 Uhr angekommen, nicht wie verabredet um 10 Uhr), oder man muss auf eine Beerdigung, oder erscheint erst gar nicht. Gut, ich fahre ja gerne 2 Stunden zur Arbeit, um diese Neuigkeiten zu erfahren…und dann wieder den Heimweg anzutreten.

In Projekt 2 lief diese Woche gar nichts, weil großes Frauentreffen ist.

In Projekt 3 herrscht das große Problem, dass man vor Ort nicht wirklich arbeiten kann, weil kein Büro, dafür aber 80 schreiende Kinder und kein Strom. Unser Treffen am Mittwoch – das Meeting fand aus gegebenem Anlass in einer Beach Lodge am Strand statt – war sehr produktiv, dafür dann gestern am Projektstandort dann das komplette Gegenteil.

Den gestrigen Tag habe ich nun in „meinem neuen Büro“ verbracht. Freies W-LAN, Strom satt, ein kühles Tangawizi und diese Aussicht….mehr brauche ich wohl nicht sagen.

Da sind die ständigen Powercuts – am Montag wurde ein 7-tägiger Powercut angekündigt – doch recht gut zu ertragen. Einzig und allein unserem Kühlschrank gefällt es nicht so wirklich gut und auch ich finde es am Morgen recht unertraeglich, wenn ich zwar tolle Kaffeebohnen habe, aber keinen Strom um diese zu mahlen…Ich mahle also vor…auch wenn das dem Aroma nicht gerade zuträglich ist. Jammern auf hohem Niveau!

Wie komme ich eigentlich zur Arbeit?
Die Fahrt in die Stadt ins OVC-Büro, aber auch ins Büro nach Chamazi nimmt zwar jeden Tag viel Zeit in Anspruch. Der einfache Weg ist – wenn alles gut geht – eine Stunde, meist ende ich aber bei 2 Stunden. Der Verkehr ist abartig und eines der Verkehrsmittel hat mit Sicherheit einen Aussetzer oder wird von der Polizei geräumt, weil der Kohlesack, den jemand mit an Bord genommen hat, zu groß ist und das Bakshish wohl für den Polizei-Freak zu wenig. So geschehen gestern irgendwo zwischen Mbagala und Chamazi. Und ich glücklich, das richtige dala-dala im Trubel von Mbagala gefunden zu habe, musste dann wieder aufs Neue suchen. Zwei Stunden hören sich zwar lang an, aber ich wechsle so oft das Fahrzeug, dass es nie langweilig wird. Und die Fahrt lohnt sich allemal, um am Abend wieder hier auf Kigamboni zu sein, wo das Leben so viel entspannter ist, als im lauten, staubigen und überfüllten Dar-es-Salaam.

So habe ich jeden Morgen 5 Minuten Fußmarsch zum boda-boda Stand (Motorradtaxi), das mich an die Hauptstrasse bringt. Von dort aus geht es im dala-dala weiter. Bis nach Chamazi wechsle ich das dala-dala noch einmal in Kongowe und in Mbagala, bevor ich endlich in Msambarauni oder Stendi Kanisani ankomme und noch 10 Minuten ins Büro laufe.

Wenn es nach Dar rein geht, ist es sogar noch abwechslungsreicher:
Das boda-boda bringt mich zur Hauptstrasse, das dala-dala zur Fähre. Mit der Fähre geht’s dann rüber nach Dar. Dort nehme ich ein shared bajaji (ein tuktuk) bis Mnasi-Moja weil es einfach schneller durch den Stau kommt und ein dala-dala bis direkt vors Büro.

Nächste Woche geht’s nun per Überlandbus nach Ifakara, um einmal den Status in Projekt 2 – die Sekundarschule für Mädchen – in der Realität zu sehen. Wenn alles gut geht, nur 6-8 Stunden Fahrzeit… ich freu mich jetzt schon drauf…Busfahren ist ja nun gar nicht meins….

Karibu tena Tanzania

Kaum zu glauben, mein erste Woche in Tanzania ist schon rum und das, obwohl sich die Zeiger an der Uhr hier etwas langsamer bewegen.
Die Woche war gefüllt mit dem Wiedersehen alter Freunde und Bekannte, mit den Projektteams, mit den Kindern in den Projekten, mit langen Fahrten im dalla-dalla, mit dem Verschaffen eines ersten Überblicks in den drei Teilprojekten und mit dem Planen der nächsten Wochen. Mit Tangawizi – meinem Lieblings-Soda, Chipsi Kuku (Hühnchen mit Pommes und Tomatensalat) und anderen Leckereien wie dagaa (kleinen getrockneten Sardinen, die man zum Maismehlbrei Ugali ist), Chapati (kleine Pfannkuchen zum Frühstück) und Seafood, aber auch Magenzoten-Suppe…mh…
Ach ja und mit wunderbaren Feierabenden am Strand. So kann Arbeit auch aussehen.

Gleich am Samstag war ich zu einer Hochzeit eingeladen…irgendjemand hat mal eine Packliste für Berater auf Zeit geschrieben und es bei jedem Vorbereitungsworkshop von Manager für Menschen nochmal betont: für jegliche Einsätze darf im Koffer nie etwas Nettes zum Anziehen fehlen, weil man mit Sicherheit auf eine Hochzeit oder ein anderes Fest eingeladen wird. Hm, ja…weiße Bluse und Jeans haben es dann auch getan.

Hamna
Auch mein altes Lieblingswort hamna hat sich direkt schon wieder in den alltäglichen Sprachgebrauch eingeschlichen.
Hamna umeme, hamna maji, hamna Internet und davon genug! An 2 Tagen dieser Woche hatten wir komplett kein Wasser, weil die Pumpe kaputt war , der Strom hat sich in regelmäßigen Abständen verabschiedet und demnach war auch das Netz ein wenig angeschlagen. Und so lerne ich schnell wieder Akkus aufzuladen, auch wenn sie noch halbvoll sind und die warme Dusche zu geniessen und Wasserflaschen aufzufüllen für die Katzenwäsche im Notfall. Jetzt weiß ich auch wieder, warum meine Haare so kurz sind!

 

Und was steht die nächsten Wochen an?
Teilprojekt Orphans and Vulnerable Children:
Ende des Jahres werden nun fast alle restlichen Kinder die Grundschule beenden. Es braucht nun ein Konzept, wie wir die 200 Kinder weiterhin betreuen. Sekundarschule oder Ausbildung? Wie finanzieren wir die Unterstützung? Wie stellen wir sicher, dass das in den letzten 7 Jahren aufgebaute Wir-Gefühl bestehen bleibt, auch wenn alle über viele Schulen verstreut sein werden? Und wie können wir Abläufe im Projektteam verbessern und nachhaltiger gestalten?

Teilprojekt Sekundarschule in Ifakara:
Der große Traum einer Projektmitarbeiterin soll Anfang Januar 2016 endlich Realität werden. Eine weitere private Sekundarschule für Mädchen. Ein Teil der Gebäude steht bereits. Was aber noch fehlt ist die Registrierung, Lehrpläne und Lehrer, die Einrichtung und nicht zuletzt die Schüler. Mitte September sollen die Aufnahmeprüfungen stattfinden für den ersten Roll-Out mit 2 Klassen a 45 Mädchen. Noch wird die Schule nicht beworben…Wenn wir tatsächlich im Januar eröffnen wollen, müssen wir uns warm anziehen die nächsten Wochen und weiterhin hart arbeiten, damit Erica Ludelas Traum wahr wird.

Teilprojekt Pre-School in Chamazi:
Auch hier hat sich seit meinem letzten Besuch im Juni einiges getan. Die Anzahl Kinder steigt, das Gebäude platzt aus allen Nähten. Die eh schon geringen Schulgebühren können nicht von allen Eltern bezahlt werden und so reichen die Einnahmen gerade mal für die Verpflegung der Kinder (Uji – Porridge am Morgen und Ugali oder Reis mit Bohnen am Mittag). Es bedarf dringend einer Überarbeitung des Berichtswesens und eines Konzepts, wie wir die weiteren Ausgaben decken können. Eine Idee ist der Verkauf oder die Vermietung von Solarlampen für ein Extra-Einkommen und das Ankurbeln der Schneiderei.

Mir wird also gewiss nicht langweilig werden die nächsten Wochen. Insbesondere weil mein Ziel, mit allem soweit durch zu sein der 23. Oktober ist. Am 25. Oktober sind Wahlen und meine Projektteams fürchten schon jetzt Aufstände. Somit muss ich gewappnet sein, denn wenn es tatsächlich dazu kommt, werde ich als Mzungu mit Sicherheit nicht in den Vierteln Kariakoo und Mbagala unterwegs zu sein, die jeden Tag zu meinem Arbeitsweg gehören.

Nun ist aber erst einmal Wochenende! Week-endi njema!