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Pioniere und Charaktere kennenlernen (und schätzen)

Ich unterstütze zur Zeit Camphill Village (http://www.camphill.org.za)  in Süd Afrika. Camphill steht für eine Gemeinschaft, die sich um Menschen mit intellektuellen Einschränkungen kümmert. Die Idee von Camphill basiert auf dem Glauben, dass jeder Mensch im Zusammenleben mit anderen etwas beitragen kann und jeder Mensch einen Wert hat. Der philosophische Vater und Gründer von Camphill war Karl König, ein österreichischer Kinderarzt und Anthroposoph. Er war Jude und musste wie viele andere Intellektuelle in Österreich nach dem „Anschluss“ fliehen. Das ist ihm nur mit viel Glück gelungen.

In Camphill wohne ich bei Renate Sleigh, die mit ihrem Mann Julien Camphill Village 1964 gegründet hat. Sie ist mittlerweile 86 Jahre alt und – Gott sei Dank – bei bester Gesundheit. Für mich ist es faszinierend mit Renate unter einem Dach zu leben und die Mahlzeiten mit ihr zu teilen. Sie strahlt eine solche Demut und Zugewandheit gegenüber allen Menschen aus, die mich von der ersten Sekunde an eingenommen hat. Mit welcher Souveränität sie darüber spricht, dass sich das von ihr mit begründete Camphill verändern und sich der neuen Zeit anpassen muss, ist bemerkenswert.
Sie nimmt nach wie vor sehr aktiv an dem Gemeinschaftsleben teil. Eine meiner Gesprächspartnerinnen kommentierte ihre Rolle wie folgt: „Sie hält mit ihrer Persönlichkeit Camphill zusammen.“
Per Zufall erwähnte jemand, dass Renate die Tochter von Karl König sei. Beim Abendessen sprach ich sie darauf an, was sie bestätigte. Wir kamen in einen intensiven Austausch über einige geschichtliche und politische Situationen, die sie sehr geprägt haben.

Heute war ich mit einer Gruppe von jungen Menschen aus Amerika, Südafrika und Deutschland zusammen, die in Camphill ein Jahr leben und arbeiten und die Chance nutzen, sich weiterzuentwickeln.  Zufällig kam die Sprache auf Renate, und den Jugendlichen war sofort anzumerken, wie sehr auch sie von ihrer Persönlichkeit angetan sind. Großartig!

Für mich ist es wunderschön erleben zu dürfen, dass es diese Persönlichkeiten gibt, die keine großen Schlagzeilen machen und doch so vieles bewegen. Wer Renate Sleigh googelt, stösst auf einen einzigen Eintrag, der auf die Julien und Renate Sleigh Stiftung auf der Homepage von Camphill verweist.

Gerade erhalte ich einen Tweed, der die neuesten „Un“Taten von Donald Trump aufzählt. Gegensätzlicher kann die Welt nicht sein!

Udo Stauber (http://www.udostauber.com)