Good bye Lesedi La Batho

6 Monate wollte er bleiben, dann sind es 8,5 Monate geworden. Unser Berater auf Zeit Philipp zieht am Ende seines Einsatzes ein Resümee:

 

Good bye Lesedi La Batho – Abschlussbericht

Mein Mandat als ‚Berater auf Zeit‘ bei Lesedi La Batho in Südafrika endet nach total 8.5 Monaten. Ich blicke auf eine sehr aufschlussreiche Zeit.

In meinem Halbzeitbericht vom Juli habe ich berichtet über den Fortschritt bei Lesedi. In den ersten vier Monaten haben wir viel eingeführt, umstrukturiert und optimiert. Es kamen Abhängigkeiten an meine Person auf und daher standen die letzten drei Monate eher im Zeichen der Nachhaltigkeit und Übergabe. Hierfür passten wir das Organigramm an, verstärkten das Team in Mabopane mit einer erfahrenen Managerin, tauschten zwei Mitarbeiter aus und schulten / arbeiteten die optimierten Abläufe sauber ein.

Im Oktober hat dann das neue Team gezeigt was es kann. Erstmals wurden fast alle operativen Ziele und KPIs erreicht und gleichzeitig war das 5 Jahres Jubiläum ein super Erfolg (siehe den Bericht von Joachim). Mittels einer neuen Lesedi Broschüre haben wir die Veränderungen an unsere wichtigsten Geldgeber kommuniziert und Lesedi’s Wirkung mittels Zahlen, Fakten und einem tollen Film von Amai kristallklar darstellen können.

Anfangs November folgten dann die Farewells und ich musste von den vielen mir ans Herz gewachsenen Menschen in Mabopane und Pretoria Abschied nehmen. Einmal ein Lesedi – Immer ein Lesedi!

Etwas mehr möchte ich nun über meine Zeit bei Lesedi bezüglich meiner persönlichen Weiterentwicklung berichten, schliesslich steht ja ausser Frage, dass ein solches Sabbatical alles andere als selbstlos ist.

No shit Sherlock – Ich denke mein Aufenthalt in dieser mir kulturell fremden Region hat mich gelehrt ein besserer Zuhörer zu sein. Oft setzte ich Dinge voraus, welche nach meinen Werten richtig und angebracht waren – hier jedoch keine Gültigkeit hatten. Ich habe gelernt mehr aufzunehmen und viel mehr auf Details und Gemütszustände zu achten.

Screw it lets do it – Grundsätzlich wohl fühlte ich mich, wenn ich die Zukunft planen und strukturieren konnte. Schnell habe ich aber lernen müssen, dass die Planungssicherheit aufgrund mangelnder Infrastruktur und Disziplin in Afrika nicht gegeben ist. Oft macht es daher Sinn, einfach mal etwas zu versuchen und schauen, wie es sich entwickelt. Gleiche Herangehensweise hat durchaus seine Berechtigung in der Schweiz: aus irgendwelchen Gründen verbleibt man im Planen und Zögern statt einfach zu handeln und damit vieles ins Rollen zu bringen.

All or nothing – Hinter allen Aktivitäten von Lesedi steht Herzblut und Leidenschaft. Entweder man geht etwas an oder man lässt etwas komplett bleiben. Gleicher Grundsatz gilt bei der Rekrutierung der Mitarbeiter. Von allen ist verlangt, dass sie sich extrem mit dem NGO identifizieren. Wer (nur) Geld verdienen will, hat keinen Platz.

We rise by lifting others – Ich musste lernen, dass viele Menschen für ihr Unglück nicht verantwortlich gemacht werden dürfen. Zum Beispiel sind die Grund- und Sekundarschulen in Südafrika in den Townships extrem schlecht und viele Menschen absolvieren ihre Jugend damit alles richtig gemacht zu haben. Trotzdem aber bleibt ihre Zukunft komplett aussichtslos. Diese Menschen sind auf unsere Hilfe angewiesen. Diejenigen die das Privileg haben zu wissen, haben die Verantwortung zu handeln.

Who are you to judge – Während meinen Reisen in Süd – und Südostafrika habe ich die verschiedensten Menschen, Kulturen und Völker kennengelernt. Menschen mit den verschiedensten Werten, Bedürfnissen, Freuden und Problemen. Unmöglich lässt sich hierfür ein gemeinsamer Nenner finden, so dass ich glaube, ein etwas offener Mensch geworden zu sein.

Give precious memories – Anfänglich hatte ich den Anspruch das Leben von Armut geplagten Menschen nachhaltig zu verbessern. Aktionen, die in der Ganzheit für die Menschen ‚eh nichts bringen’ fand ich verwerfungswürdig. Nun, mit den vergangenen Monaten, habe ich aber gelernt, dass auch ‚nur’ einzelne Wohltaten extrem mächtig sein können, denn sie geben einzelnen Individuen schöne Erinnerungen, von denen sie lange zehren können.

Get over yourself – Das eigene Hemd ist uns naturgemäss am nächsten, jedoch macht eine egoistische Haltung nicht immer Sinn für das Ganze. Ich denke, ich habe nun etwas mehr Respekt für die Bedürfnisse anderer, auch wenn diese unsichtbar oder anonym sind.  Auch konnte ich etwas an meiner Fähigkeit arbeiten, die eigenen Bedürfnisse zu analysieren und im Zweifelsfall unterzuordnen. Exemplarisch hat man dies jeweils anhand den älteren Leuten sehen können, welche jedes erdenkliche Individuum mit viel Respekt und Wertschätzung behandelten. Wertschätzung die auch mir als Volunteer tagtäglich gezeigt wurde.

Ja, somit schliesse ich also meine Zeit mit vielen neuen Erfahrungen ab. Die nächsten 6 Wochen werde ich noch etwas in Südostafrika reisen und dann nach total knapp einem Jahr wieder in die Schweiz zurückkehren. Vielen herzlichen Dank an alle, welche dieses unvergessliche Jahr ermöglicht haben.